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Was tun, wenn deine an das Finanzamt gemeldeten Plattformumsätze bei Amazon, eBay, PayPal & Co. nicht mit deiner Steuererklärung beim Finanzamt übereinstimmen?

Geschrieben von Jan Spieckermann | Nov 18, 2025 4:38:02 PM
E-Commerce Steuern · Praxisratgeber für NRW & Deutschland · 3S.tax

Was tun, wenn deine an das Finanzamt gemeldeten Plattformumsätze bei Amazon, eBay, PayPal & Co. nicht mit deiner Steuererklärung beim Finanzamt übereinstimmen?

Immer mehr Händler erhalten Post vom Finanzamt oder der Straf- und Bußgeldstelle, weil Plattformmeldungen (Amazon, eBay, PayPal, Etsy, Shopify Payments usw.) nicht zu den gemeldeten Umsätzen in der Steuererklärung passen. Und die Frage lautet dann sofort: „Was tun, wenn die gemeldeten Plattformumsätze nicht mit meiner Steuererklärung übereinstimmen?“

Dieser Leitfaden stammt aus der Praxis einer E-Commerce-Kanzlei aus Wuppertal (NRW). Weitere Infos zu unserer Spezialisierung findest du hier: Steuerstrafrecht im E-Commerce.

Inhaltsverzeichnis
Der schnelle Überblick für E-Commerce-Händler, die wissen wollen: „Was tun, wenn Plattformumsätze nicht mit den Angaben beim Finanzamt übereinstimmen?

1. Warum Abweichungen heute sofort auffallen

1.1 Welche Daten Plattformen automatisch melden

Seit einigen Jahren melden Plattformen wie Amazon, eBay, Etsy und andere Plattformbetreiber automatisiert Daten an das Finanzamt. Dazu gehören:

  • Bruttoumsätze pro Monat / Jahr
  • Gebühren, Rückerstattungen, Einbehalte
  • Zahlungsflüsse (Payments)
  • Marktplatz-Umsätze (FBA, FBM, eBay)
  • Geburtsdaten, Adressen und Steuerdaten des Verkäufers

Diese Daten werden automatisch mit deiner Steuererklärung abgeglichen. Weichen die Zahlen ab, entsteht sofort ein „technischer Verdachtsmoment“. Das Finanzamt wird sich melden.

1.2 Warum der Verdacht so schnell entsteht

Die Finanzverwaltung arbeitet inzwischen mit automatisierten Risikosystemen. Besonders kritisch wird es, wenn:

  • Umsätze in der Einkommensteuererklärung deutlich niedriger gemeldet sind
  • Umsatzsteuerbeträge nicht zu den Plattformzahlen passen
  • OSS-Meldungen fehlen oder unvollständig sind
  • PayPal- oder Stripe-Zahlungsvolumen nicht gebucht wurde

Genau hier setzen viele Steueranfragen und Steuerstrafverfahren an – und deshalb ist die Vorgehensweise entscheidend.

1.3 Hintergrund: Das Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG)

Der eigentliche „Motor“ hinter dieser neuen Transparenz ist das Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG). Es setzt die europäische Amtshilferichtlinie (DAC7) in deutsches Recht um und regelt, dass Plattformbetreiber – also z. B. Amazon, eBay, Airbnb, Vinted oder andere Marktplätze – bestimmte Umsatz- und Anbieterdaten an das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) melden müssen.

Das PStTG definiert in mehreren Abschnitten unter anderem:

  • was eine Plattform, ein Plattformbetreiber und ein Anbieter ist (§§ 3–4),
  • was als relevante Tätigkeit und Vergütung gilt (§ 5),
  • welche Meldepflichten Plattformbetreiber haben (§§ 13–15),
  • welche Sorgfaltspflichten sie bei der Erhebung und Prüfung der Daten erfüllen müssen (§§ 16–21) und
  • welche Bußgelder und Maßnahmen drohen, wenn Melde- oder Registrierungspflichten verletzt werden (§§ 25–27).

Praktisch bedeutet das: Deine Umsätze auf Plattformen sind für die Finanzverwaltung nicht mehr „unsichtbar“. Das BZSt sammelt die gemeldeten Daten und verteilt sie an die zuständigen Landesfinanzbehörden. Weichen deine steuerlich erklärten Umsätze von diesen PStTG-Meldungen ab, ist der Weg zu Rückfragen, Schätzungen oder – im Extremfall – steuerstrafrechtlichen Prüfungen sehr kurz.

Umso wichtiger ist es, dass du deine Plattformdaten, deine Buchhaltung und deine Steuererklärungen sauber aufeinander abgestimmt hast – gerade im E-Commerce-Umfeld, in dem viele Zahlungsströme über Marktplätze und Payment-Dienstleister laufen.

2. Die ersten Schritte nach dem Schreiben vom Finanzamt

2.1 Schreiben sichern & Fristen notieren

Dokumentiere das Eingangsdatum, mach eine digitale Kopie und notiere jede Frist. Viele E-Commerce-Händler verschärfen die Lage, weil sie Fristen nach hinten schieben oder nicht beachten.

2.2 Keine vorschnellen Erklärungen

Wenn du dich fragst, „Was tun, wenn die an das Finanzamt gemeldeten Plattformumsätze nicht mit meiner Steuererklärung übereinstimmen?“, dann lautet einer der wichtigsten Punkte:

Kein Aktionismus.

Jede spontane E-Mail kann die Lage verschärfen. Auch vermeintlich harmlose Aussagen können später Probleme verursachen.

2.3 Noch keine Daten an das Finanzamt senden

Reiche noch nichts nach, schicke keine Excel-Dateien, keine Screenshots, keine Plattformberichte. Erst prüfen – dann handeln.

3. Woher die Abweichungen typischerweise stammen

Die häufigsten Gründe aus der E-Commerce-Praxis:

  • Umsätze wurden nicht korrekt als Einnahmen verbucht
  • Amazon FBA führt zu falscher Zuordnung zwischen EU-Ländern
  • Gebühren und Rückerstattungen wurden falsch oder gar nicht berücksichtigt
  • Private und geschäftliche Umsätze wurden vermischt
  • Shopify Payments / Stripe sind nicht in der Buchhaltung gelandet
  • Umsatzsteuer (OSS) wurde falsch berechnet oder nicht gemeldet
  • Marktplatzberichte vs. Finanzbuchhaltung passen nicht zusammen

Genau damit beschäftigen wir uns täglich im Bereich Steuerstrafrecht E-Commerce.

4. Wie du deine Zahlen intern richtig prüfst

Für eine solide Prüfung brauchst du drei Datensätze:

  • 1. Plattformdaten (Amazon/eBay/Etsy, etc.)
  • 2. Buchhaltungsdaten (DATEV, LexOffice, SevDesk etc.)
  • 3. Steuerdaten (Erklärungen + Umsatzsteuervoranmeldungen, OSS-Meldungen)

Danach gehst du strukturiert vor:

4.1 Vergleich Amazon / PayPal vs. Buchhaltung

  • Jahresumsätze vergleichen
  • Gebühren & Einbehalte prüfen
  • Auslandsumsätze identifizieren

4.2 Vergleich PayPal / Stripe Zahlungen

  • Bruttoumsätze pro Monat holen
  • Privatumsätze herausfiltern
  • Rückerstattungen zuordnen

4.3 Umsatzsteuer-Daten checken

  • Österreich, Frankreich, Spanien: OSS-Meldungen?
  • Warenlieferungen vs. Dienstleistungen
  • FBA-Lagerwechsel prüfen

Wenn hier Fehler auftauchen, ist eine strukturierte Umsatzsteuer- und OSS-Beratung nötig, bevor man dem Finanzamt antwortet.

5. Strategie: Schweigen, Stellungnahme oder Berichtigung?

Die richtige Strategie hängt von der Lage ab – und davon, ob die Zahlen tatsächlich falsch sind.

5.1 Schweigen

Schweigen ist ein legitimes Mittel, besonders wenn du nicht genau weißt, welche Daten das Finanzamt bereits hat.

5.2 Sachliche Stellungnahme

Nur sinnvoll, wenn Fehler klar widerlegbar sind (z. B. falsche Plattformmeldung).

5.3 Berichtigung / §153 AO

Wenn es echte Fehler gab, wird eine steuerliche Berichtigung nötig – jedoch strukturiert und vollständig. Unvollständige Berichtigungen können schnell zu steuerstrafrechtlichen Risiken führen.

Genau hier ist die Zusammenarbeit mit einer Kanzlei mit Fokus auf klassische Steuerberatung und E-Commerce-Steuerstrafrecht entscheidend.

6. Typische Umsatzsteuer-Fallen im E-Commerce

  • OSS falsch oder gar nicht gemeldet
  • Auslandsumsätze falsch zugeordnet
  • FBA Lagerwechsel nicht berücksichtigt (innergemeinschaftliches Verbringen)
  • Marktplatz-Gebühren netto statt brutto gebucht
  • Zahlungsanbietergebühren nicht als Aufwand erfasst

Diese Fehler sind oft der Grund, warum Plattformmeldungen nicht zu den Steuererklärungen passen.

7. Was du jetzt konkret tun solltest

  • Ruhe bewahren – kein hektisches Nachreichen
  • Plattformdaten exportieren
  • Buchhaltung 1:1 dagegenhalten
  • Fehlerquellen identifizieren
  • Akteneinsicht nutzen, wenn ein Verfahren läuft
  • Strategie abstimmen – schweigen, erklären oder berichtigen

Bereits jetzt lohnt sich ein Kontakt über das Kontaktformular.

8. Fazit: Ruhe, Struktur und klare Daten

Wenn du dich fragst, „Was tun, wenn Plattformumsätze nicht mit meinen Steuererklärungen übereinstimmen?“, lautet die präzise Antwort:

  • Ruhe bewahren
  • Keine spontanen Daten senden
  • Plattformzahlen sauber prüfen
  • Buchhaltung und Steuerdaten abgleichen
  • Strategisch entscheiden, wie du antwortest
  • Professionelle Unterstützung einholen

So behältst du die Kontrolle, minimierst steuerstrafrechtliche Risiken und stellst sicher, dass keine unnötige Eskalation entsteht.

E-Commerce & Steuerfahndung · Wuppertal
Plattformumsätze passen nicht zu deiner Steuererklärung?

Wenn Amazon, eBay, PayPal oder Shopify andere Umsätze gemeldet haben als du, ist eine strukturierte Analyse entscheidend. Wir unterstützen Händler in NRW & ganz Deutschland bei der Klärung von Plattformabweichungen – inklusive Umsatzsteuer, OSS, FBA & steuerstrafrechtlicher Risiken.

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